Schlechter Tag, depressive Verstimmung, Depression oder Burnout?
Jeder kennt Tage, an denen er oder sie sich traurig und bedrückt fühlt und die Welt einfach nur grau und hoffnungslos erscheint. Ursachen für schlechte Tage gibt es viele: Stress, Streit, Frust und andere Belastungen können auf das Gemüt schlagen. Doch das emotionale Tief bleibt meist nicht lange. Werden Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit allerdings zum ständigen Begleiter, sollte man aufmerksam werden. Dann kann eine depressive Verstimmung, eine Depression oder ein Burnout die Ursache sein. Wie sich die verschiedenen Krankheitsbilder unterscheiden und welche Symptome Sie ernst nehmen sollten, erfahren Sie in unserem neusten Blogbeitrag.
Schlecht drauf oder schon depressiv?
Bestimmte Lebenssituationen können stark belasten, Ängste und Sorgen auslösen und die Hoffnung auf gute Zeiten dämpfen. Die emotionale Reaktion auf bestimmte Lebensereignisse zeigt sich in der Regel abhängig von der Intensität des Erlebten. Während eine schlechte Note bei der Weiterbildung oder ein missglücktes Meeting meist nur kurzzeitig für Frust und schlechte Stimmung sorgt, können wiederkehrende familiäre Konflikte und Streitereien die Psyche bereits anhaltender und intensiver belasten. Scheidung, Arbeitslosigkeit, eine schwere Krankheit und Tod gehören zu den Lebenssituationen, die emotional eine große Herausforderung sind und bei denen die meisten Menschen lange brauchen, um sich emotional zu erholen. Wie gut ihnen das gelingt, ist unter anderem abhängig von der individuellen Resilienz, also der persönlichen Widerstandsfähigkeit.
Es ist wichtig, die Warnzeichen für eine psychische Erkrankung zu kennen und frühe Symptome richtig zu deuten. Nur wenn eine kranke Psyche frühzeitig erkannt wird, kann eine zielgerichtete Behandlung erfolgen – und den Betroffenen geholfen werden.
Schlechte Tage gehören dazu
Schlechte Tage und vorübergehende Stimmungsschwankungen gehören zum Leben dazu. Wie schwankend die eigene Laune sein kann, erfahren beispielsweise Frauen einmal im Monat. Kurz vor und während ihrer Periode fühlen sich viele Frauen trauriger und sensibler als sonst und wünschen sich Rückzug und Ruhe. Oft ist die Welt dann schwärzer als normal. Ist die zyklusbedingte Stimmungsschwankung überstanden, ist auch die Laune wieder besser und die Motivation zurück.
Doch auch Streit, Stau, die ewige Parkplatzsuche, ein Strafzettel, ein missglücktes Kundengespräch, eine Abfuhr vom Chef, eine schlechte sportliche Leistung, die Steuererklärung oder das Kilo mehr auf der Waage können einen Tag richtig vermiesen. Das ist normal und man weiß: Der nächste Tag sieht meist schon besser aus.
Depressive Verstimmung
Von einer depressiven Verstimmung sprechen ÄrztInnen, PsychiaterInnen und PsychologInnen, wenn eine leichter ausgeprägte Stimmungsveränderung ähnlich einer Depression vorliegt. Die Symptome einer depressiven Verstimmung sind nicht so intensiv wie bei einer Depression. Dennoch wird sie von den Betroffenen meist als sehr belastend wahrgenommen. Sie fühlen sich über mehrere Tage, Wochen bis Jahre immer wieder traurig, bedrückt, unzufrieden und melancholisch. Sie verlieren das Interesse an Tätigkeiten, die ihnen vormals Freude bereitet haben. Sie ziehen sich zunehmend aus sozialen Interaktionen zurück.
Energiemangel, Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Unruhe, das Gefühl innerer Leere, Selbstzweifel, Ängste und ein geschwächter Selbstwert sind weitere Symptome. Halten die Beschwerden mindestens zwei Jahre an, spricht man von einer chronisch depressiven Verstimmung.
Depression – Ursachen und Symptome
Eine intensive depressive Verstimmung kann sich zu einer ernsten Depression auswachsen. Das ist häufig nach einschneidenden und lebensverändernden Ereignissen zu beobachten, beispielsweise bei schwerer Krankheit, Trennung oder Tod eines geliebten Menschen. Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention zufolge ist etwa jeder fünfte bis sechste Erwachsene einmal in seinem Leben von einer Depression betroffen. Frauen erhalten die Diagnose Depression etwa doppelt so häufig wie Männer. Aus medizinischer Sicht ist die Depression eine ernste Erkrankung, wie die Stiftung betont, die „das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst, mit Störungen von Hirn- und anderen Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht“. Viele Betroffenen können ihren Alltag nicht mehr bewältigen. Sie haben oftmals nicht mal mehr die Kraft, aus dem Bett aufzustehen und sich anzuziehen. Beruf, Familie und Freunde rücken in den Hintergrund. Alltägliche Pflichten können nicht mehr erfüllt werden.
Burnout – Symptome frühzeitig erkennen
Menschen, die ein Burnout erleiden, fühlen sich innerlich ausgebrannt und zutiefst erschöpft von den alltäglichen Belastungen. Der Begriff „Burnout“ wurde Mitte der 1970er Jahre von dem US-amerikanischen Psychotherapeuten Herbert Freudenberger geprägt. Er benutzte den Begriff für eine starke Erschöpfung, Entkräftung und Antriebslosigkeit, die im Zusammenhang mit helfenden Berufen (Pflegekräfte, Ärzte und andere soziale Berufe) auftrat. Heute wird der Begriff nicht mehr allein für die Erschöpfung in Folge einer enormen Opferbereitschaft verwendet. Ein Burnout-Syndrom kann alle Menschen treffen, die sich anhaltend überfordert und überlastet fühlen, viel Verantwortung übernehmen (müssen), ständig unter Zeitdruck stehen und Konflikten ausgesetzt sind – sei es im Beruf oder im Privaten.
Freudenberger unterschied seinerzeit mehrere Krankheitsphasen. Laut ihm beginnt ein Burnout mit übertriebenem Perfektionismus und Ehrgeiz und einer damit einhergehenden hohen Einsatzbereitschaft. Das führt dazu, dass Bedürfnisse ignoriert werden und Körper sowie Seele nicht mehr ausreichend Pausen, Ruhe und Regenerationsphasen zur Verfügung stehen. Das zieht an den eigenen Ressourcen und führt zunehmend zur Erschöpfung. Diese Erschöpfung weitet sich schließlich aus und Antrieb, Motivation, Eigeninitiative und Freude an der Tätigkeit lassen zunehmend nach – bis hin zu Desinteresse und Gefühlen von Sinnlosigkeit. Die letzte Phase ist gekennzeichnet durch totale körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung.
Depression oder Burnout? Der Unterschied
Es ist nicht einfach, zwischen einer schwierigen Phase, einer depressiven Verstimmung, einer Depression und einem Burnout zu unterscheiden. Beschwerden, die einem Burnout zugeordnet werden, treten auch bei einer Depression auf, etwa starke Erschöpfung, Niedergeschlagenheit und verringerte Leistungsfähigkeit.
Manche Experten treffen die Unterscheidung mit Blick auf die Erholungsfähigkeit. Burnout-Symptome verbessern sich in einer längeren Phase der Erholung, etwa durch einen längeren Urlaub. Das ist bei einer Depression nicht der Fall. Im Gegenteil: Bei einer Depression kann ein Urlaub und die damit verbundenen Veränderungen der Alltagsroutine die Beschwerden sogar verschlimmern. Hinzu kommt, dass eine Depression in der Regel alle Lebensbereiche betrifft – ein Burnout hingegen allein den Beruf oder die familiäre Situation.
Gerade weil sich die Beschwerden ähneln, sollten keine voreiligen (Eigen-) Diagnosen gestellt werden. Dies kann zu einer falschen Behandlung führen, welche die Beschwerden sogar verschlimmern kann. FachärztInnen für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie können eine psychische Erkrankung diagnostizieren und eine zielgerichtete Behandlung empfehlen.
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